Elpris: Hohe Strompreise auch in Schweden

Auch in Schweden haben die Strompreise gewaltig angezogen (Foto: Christian Andersson).

Last Updated on 2. August 2023 by Inka

Der verschlafene Alltag auf dem schwedischen Land täuscht oft darüber hinweg, dass globale wirtschaftliche Entwicklungen auch vor uns nicht haltmachen. Und so müssen auch wir tiefer für unseren Strom in die Tasche greifen als zuvor. Im Dezember war unsere Stromrechnung doppelt so hoch wie im Jahr zuvor.

Irgendwann im Frühjahr 2019 fragte uns unser Nachbar, ob er sich bei uns Strom abzapfen dürfe. Dann müsse er den Elektrozaun, mit dem er über den Sommer seine Rinder am ausbüchsen hindert, nicht mehr mit einer Autobatterie speisen. Klar, haben wir gesagt. Mach nur. Als er uns gefragt hat, wie viel wir dafür haben möchten, haben wir dankend abgewunken – wir waren froh, ihm einen Gefallen tun zu können. Man weiß in Schweden nie, wann man jemanden mit Traktor bitten muss, das Auto aus dem Graben zu ziehen. Oh, damit haben wir ihn Bedrängnis gebracht. Schweden stehen ungern in jemandes Schuld, müsst Ihr wissen.

Mit einem Massey Ferguson von Bruder hat unser schwedischer Nachbar 2019 den Strom bezahlt.*

Unser Nachbar bezahlt den Abschlag mit Spielzeug

2020 wurde der Traktor um einen Wannenkippanhänger ergänzt.*

Also hat er sich selbst was überlegt. Seitdem kommt er jedes Jahr im Dezember oder Januar mit einem Geschenk für unseren Sohn vorbei. „Zum Strom bezahlen“, sagt er dann. Im ersten Jahr hat er ihm einen Traktor von Bruder geschenkt. Einen roten Massey Ferguson! Das ist deshalb so unglaublich liebevoll und besonders, weil er selbst einen roten Massey Ferguson hat und unseren Sohn immer mal wieder damit mitnimmt – im Frühjahr, wenn er die Wiesen umgräbt, im Herbst, wenn er Heu macht. Unser Sohnemann vibriert förmlich auf der Stelle, wenn er den Weg entlang gefahren kommt.

Weil man mit einem Traktor alleine nicht viel anfangen kann, weitet er den Fuhrpark systematisch aus. 2020 gab es den passenden Wannenkippanhänger, 2021 die Ballenpresse. Aber weil die Strompreise jetzt so hoch sind und die Schweden wirklich sehr, sehr ungern in jemandes Schuld stehen möchten, für die Eltern noch 200 Kronen in bar dazu. Ja, die Schweden sind da sehr genau.

2021 hat der Traktor noch eine Ballenpresse bekommen.*

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Doppelt so hoch wie sonst

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir unsere eigene Stromrechnung noch gar nicht erhalten. Wir ahnten schon, dass sie teurer sein würde als im Jahr zuvor; globale Entwicklungen ziehen auch an Schweden nicht spurlos vorbei. Und so waren wir nicht überrascht, dass wir im Dezember 2020 doppelt so viel bezahlen sollen wie im Jahr zuvor. Strom ist wichtig für uns: mit dem Ofen im Wohnzimmer holen wir uns zwar tagsüber die Kuscheligkeit dazu, doch für eine konstante Grundtemperatur läuft die Erdwärmeheizung den ganzen Winter. Strom hält unsere Wasserpumpe am Laufen, Strom brauchen wir für Computer und das ganze Drumherum im Homeoffice.

Strompreis in Südschweden höher

In unserem Fall kommt erschwerend hinzu, dass wir im südlichen Teil Schwedens leben, wo die Preise grundsätzlich höher sind. Warum das so ist, erfährt man auf der Homepage von EON. Der Großteil der Stromerzeugung erfolgt in Nordschweden, hauptsächlich mit Wasserkraft. Allerdings enthalten die Wasserreservoirs aufgrund des trockenen Sommers des Jahres und des kalten Winters davor weniger Wasser als normal. Der Strom wird dann mit Hilfe des Übertragungsnetzes in die südlichen Landesteile transportiert, wo der größte Teil des Verbrauchs stattfindet. Es gibt einige Einschränkungen im Netzwerk, die zu Engpässen führen können. Beide Faktoren erhöhen den Strompreis. In den südlichen Teilen des Landes haben wir nicht viel Stromerzeugung, die helfen könnte. Die Überholung der Kernkraftwerke hat teilweise länger gedauert als geplant und die Stromproduktion der Windkraftwerke ist aufgrund des geringeren Windes zurückgegangen.

Im Norden erzeugt, im Süden verbraucht

In bestimmten Zeiten hoher Nachfrage müssen wir Strom aus unseren Nachbarländern, insbesondere aus Südschweden, importieren. Wenn die Weltwirtschaft nach Covid-19 wieder hochfährt, ist die Nachfrage nach diesem Strom hoch – was bedeutet, dass die Marktpreise sehr hoch sind. In vielen Fällen wird Strom aus fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle erzeugt. Insbesondere der Gaspreis ist derzeit aufgrund niedriger europäischer Gasvorräte und reduzierter Lieferungen aus Russland sehr hoch. Auch der mit fossilen Energieträgern erzeugte Strom muss mit Emissionsrechten kompensiert werden. Diese sind derzeit hochpreisig und wirken sich auf die Höhe der Strompreise aus.


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