Drei Tage Prüfung, drei Tage Spannung: Würde ich an der Abschlussprüfung meines Sfi-Kurses teilnehmen können und meinen Schwedisch-Sprachkurs für Einwanderer hoffentlich beenden? Oder macht mir Junior auf der Zielgeraden einen Strich durch die Rechnung? Immerhin ist in einer Woche der berechnete Geburtstermin.
Mein kleiner Bewohner hatte Verständnis und Mama ihre Abschlussprüfung machen lassen. Ich hatte also weder Wehen in der Nacht, noch ist mir mitten im Klassenraum die Fruchtblase geplatzt. Und so ging es Dienstag wieder mit „Lesen“ los, Mittwoch stand „Hören“ und „Schreiben“ auf dem Prüfstand und für heute war „Sprechen“ angesetzt.
Ich hatte in den vergangenen zwei Wochen den gesamten Stoff noch einmal durchgearbeitet. Würde das reichen? Mittlerweile kommen wir zwar im Alltag gut zurecht, aber Prüfungsniveau ist dann doch nochmal was anderes. Zumal bei dieser Art der Tests auch immer ein Quäntchen Glück dabei ist. Bei „Hören“ beispielsweise musste ich einem Telefongespräch zwischen einer Frau und ihrem Vermieter lauschen. Die angekündigten Handwerker verspäten sich, sie kann aber nicht länger zu Hause warten. Er bietet ihr dann einen neuen Termin an. Soll ich nun mein Kreuzchen bei „sie will einen Rat“ oder „sie will sich beschweren“ setzen? Bei „Schreiben“ hängt es wie immer vom Thema ab, ob der Wortschatz ausreicht. Hier bestand der Test diesmal aus zwei Aufgaben: einem Freund, der frisch umgezogen ist und sich am neuen Wohnort einsam fühlt, per Mail Tipps geben, wie man Leute kennenlernen kann, und in einem Brief an den Schuldirektor argumentieren, warum die Caféteria nicht geschlossen werden darf.
Als ich heute Morgen in die Schule komme, fängt mich Karin gleich ab: „Lesen“ und „Hören“ sei fehlerfrei gewesen, meine Mail habe ihr auch gut gefallen. Der Brief an den Schuldirektor aber habe nicht dem geforderten Aufbau entsprochen. Offenbar wurde im Unterricht durchgenommen, wie man so ein Schreiben zu gestalten hat. Ich soll also noch eine weitere Schreibaufgabe erledigen und das Für und Wider eines Handyverbotes im Schulunterricht abwägen.
Deutsche sagen „denken“ und meinen „glauben“
Eine dreiviertel Stunde später bin ich damit fertig und wir gehen alle Texte nochmal gemeinsam durch. Der ein oder andere Flüchtigkeitsfehler hat sich eingeschlichen, bästa herr eller fru als schwedisches Pendant zu „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist total oldschool und manchmal habe ich tycker (finden/meinen), tänker (denken) und tror (glauben) falsch verwendet. Dabei grinst sie mich an: das sei ihr schon oft bei Deutschen aufgefallen. Und, ja, mir nämlich auch: Deutsche sagen zunehmend „denken“, wenn sie eigentlich „glauben“ meinen. Dann klingen sie, als hätten sie wirklich Ahnung von einem Thema und würden nicht einfach nur spekulieren.
Ein Fehler hat sich in meinen Texten leider konsequent durchgezogen: eine falsche Wortstellung beim Nebensatz. Das würde zum Durchfallen reichen. Karin findet das aber albern: Sie weiß so gut wie ich, dass mit Baby meine Chancen auf regelmäßigen Schulbesuch nicht besser werden. Außerdem sitzt der Rest und sie traut mir zu, den Nebensatz auch zuhause nachzuholen. Und so bestehe ich.
„Sprechen“ erlässt sie mir. Das diene nur dazu, die Schüler auch vor fremden Lehrern sprechen zu lassen, weil die Klassenlehrer mit der Zeit betriebsblind für die Aussprache werden. Aber sie kenne mich ja auch nicht so gut und verstehe mich bestens.
Sammanvägt provresultat: C
Läsa: A
Höra: A
Tala: –
Skriva: D
So, Junior: Jetzt bin ich bereit! Mache Dich auf den Weg, wann immer Du willst.
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