Expertensuche: Deutsche Hilfe bei der schwedischen Steuererklärung

Eine Schwedin bei der Steuererklärung. Sie hat einen Kassenzettel in der Hand.
(Foto: Pexels / Karolina Grabowska)

Last Updated on 9. November 2023 by Inka

Gut beraten bei der Steuererklärung in Schweden

Bestimmt hast Du auch schon davon gehört, dass man die Steuererklärung in Schweden ganz einfach mit dem Smartphone machen kann. Stimmt auch, gilt aber nur für Arbeitnehmer. Bei Selbständigen sieht die Sache etwas anders aus, denn sie verdienen jeden Monat unterschiedlich viel. Wenn Du in Schweden eine eigene Firma hast beziehungsweise aufbauen möchtest, musst Du deshalb eine monatliche Steuervorauszahlung leisten, Quartalsmeldungen abgegeben, Ordnung in Deinen Büchern halten und am Jahresende eine Einkommenssteuererklärung abgegeben. Wenn Dir alleine bei der Vorstellung jetzt schon ganz schwindelig wird, habe ich einen guten Tipp für Dich: hole Dir Unterstützung von einer/einem deutschsprachigen Steuerberater oder Steuerfachangestellten. Ich kann Dir sogar direkt jemanden empfehlen!

Mein Traum war immer, mein eigener Herr zu sein und von überall aus arbeiten zu können. Schon in Deutschland habe ich auf genau dieses Ziel hingearbeitet: meine Firma angemeldet, die Stunden in der PR-Agentur reduziert und mir parallel ein zweites Standbein aufgebaut. Mit einem guten Kundenstamm im Gepäck konnte ich in Schweden quasi den Laptop aufklappen und loslegen. Zuvor gab es aber hier noch einigen Behördenkram zu erledigen.

Schwedisches vs. deutsches Steuerrecht

Die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem schwedischen Steuerrecht sind nicht gewaltig, aber vorhanden. Da ist die Sache mit der Personennummer, die man zum Gründen der Firma braucht, aber ohne einen Job wahrscheinlich nicht bekommt. Da ist die Frage der Unternehmensform, ob man sich für enskild firma (auch: enskild näringsverksamhet) entscheidet, eine Aktiebolag oder eine ganz andere. Da sind die monatlichen oder quartalsweisen Einkommensmeldungen, die Periodisk sammanställning bei Kunden aus der EU, die unterschiedlichen Fristen und Pauschalen und natürlich die jährliche Einkommensteuererklärung. Dafür brauchen Freiberufler in Deutschland nur eine einfache Gewinn-und-Verlust-Rechnung anfertigen, doch hier in Schweden muss jede Firma eine doppelte Buchführung vorlegen.

Und weil der Rubel rollen muss, musst Du Dich um all diese Dinge kümmern, noch bevor Du sicher genug Schwedisch sprichst. Gut, wenn man dann jemanden hat, der sich im schwedischen Steuerrecht auskennt und mit dem Du Dich auf Deutsch unterhalten kannst. Ich möche Dir deshalb Andrea vorstellen, die mich bei all diesen Dingen unterstützt.

Interview mit Andrea, deutsche Steuerfachangestellte mit eigenem Steuerbüro in Schweden

Liebe Andrea, wie lange lebst Du schon in Schweden?

Hej, ich heiße Andrea Andersson. Am 3. Oktober 2023 habe ich ein Jubiläum gefeiert: an dem Tag waren es genau 20 Jahre, die ich in Schweden lebe.

Wie kommt es, dass Du Dich mit der schwedischen Buchführung und im schwedischen Steuerrecht so gut auskennst?

Ich habe in Deutschland eine dreijährige Ausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht. Danach habe ich zuerst elf Jahre in Steuerbüros gearbeitet, bis ich mich parallel selbständig gemacht habe. Fünf Jahre lang habe ich dann noch in Deutschland neben meiner Arbeit im Angestelltenverhältnis als Selbständige einem Steuerbüro zugearbeitet.
Andrea, deutsche Steuerfachangestellte in Schweden
Der Liebe wegen bin ich im Jahr 2003 nach Schweden gegangen und wurde mit meiner zweiten Tochter schwanger. Die komplette Schwangerschaft und das Jahr Elternzeit habe ich genutzt, die schwedische Sprache zu lernen und mich mit dem schwedischen Steuerrecht bekannt zu machen. Danach habe ich im Telefonsupport bei der Firma Visma Spcs angefangen, einem Softwareunternehmen, das eines der größten Buchführungs- und Steuerprogramme in Schweden herausbringt. Dort lernte ich alles, was ich brauchte, um in meinen Beruf wieder einsteigen zu können.

Nach etwa 1,5 Jahren war ich so weit und bin zu einem Logistikunternehmen gewechselt, das Transporte in Schweden und Norwegen ausführt. Dort habe ich die Ekonomiabteilung modernisiert und digitalisiert. Nach weiteren neun Jahren habe ich in Växjö bei einer Baufirma angefangen, die auf die Erschließung von Grundstücken spezialisiert ist. Dort habe ich die komplette Ekonomiabteilung aufgebaut. Mein Aufgabengebiet erstreckte sich von Buchführung, Jahreabschlüssen und Einkommensteuererklärungen bis hin zu Lohnabrechnungen, Personalfragen, Maschinenverkauf, Finanzierungen und vielem mehr. Bei meinem Einstieg hatte das Unternehmen 22 Angestellte, heute besteht es aus vier Firmen mit rund 70 Angestellten.

Vor zwölf Jahren eröffnete ich bereits parallel eine „enskild firma“, mit der ich in der Hochsaison zeitweise als Konsult Steuerbüros unterstützt habe. Aus dieser Zeit habe ich bereits einige Kunden, denen ich bei steuerlichen und persönlichen Fragen zur Seite stehe. Nun aber hat sich meine eigene Lebenssituation verändert. Ich werde Växjö den Rücken kehren und mich dann voll und ganz auf mein eigenes Steuerbüro konzentrieren.

Gibt es etwas, was Du selbst gerne früher gewusst hättest?

Für mich war es einfach, mich in Schweden zu integrieren, da ich mit einem Schweden verheiratet war. Alle Information, die ich brauchte, um eine Firma gründen zu können, habe ich bei Visma gelernt. Dadurch war ich von Anfang an gut versorgt.

Welche Dienstleistungen und Services bietest Du in Schweden an?

Ich nehme meinen Kunden vor allem die Buchführung, die Lohnabrechnungen, Jahresabschlüsse und Steuererklärungen ab. Durch meine lange Zeit in Schweden kenne ich das schwedische System aber insgesamt sehr gut. Ich kann Einwanderern deshalb zum Beispiel auch bei der Integration helfen. Also bei der Anmeldung beim Skatteverket, beim Beantragen der Personennummer oder der Firmengründung. Auch Ferienhausbesitzern kann ich helfen, denn sie müssen ebenfalls hier in Schweden eine Einkommensteuererklärung abgeben, um ihre „Fastighetsavgift“ zu bezahlen.

Können Einwanderer ihre Buchhaltung und Steuererklärung selbst machen?

Selbstverständlich! Ich finde, dass man machen sollte, woran man Freude hat – allerdings ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen, die gerade frisch nach Schweden eingewandert sind, ohnehin viel um die Ohren haben und sich neben dem Lernen der Sprache und dem ganzen Drumherum nicht gerne noch in das schwedische Steuerrecht einarbeiten möchten. Denn es gibt durchaus Unterschiede zu dem deutschen Steuerecht, die zum Beispiel einen Einfluss darauf haben, welche Unternehmesform man wählen sollte. Es gelten andere Fristen, andere Pauschalen und wir arbeiten mit anderer Software. Dazu kommt am Anfang noch die große Sprachbarriere.
Hier könnt Ihr mit Andrea Kontakt aufnehmen Hier könnt Ihr mit Andrea Kontakt aufnehmen
Andersson Kontorsservice & Rådgivning
Bogård Uddestorp 1, 575 92 Hult
Tel.: +46 72 391 44 33
Email: hej@kontorsservice.net
www.kontorsservice.net
Die Internetseite ist zweisprachig, Deutsch und Schwedisch.

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